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(sechs)

4.3.88, die handschrift straff und etwas wackelig, blaue tinte, neun zeilen lang – wenn man die grußworte mitzählt -, das sind die daten des ersten eintrags, in dem er, der bäcker, erwähnung findet, ich habe zwei nächte wunderbar geschlafen, trotz bäckerei, schreibt sophie f. da, ja, die bäckerei, also, die muss ich hier auch einmal erwähnen, weil sie, eben, immer wieder erwähnung findet. die erzählung der bäckereimaschinen / hinter dem wohnlichen haus, schreibt jan k. zum beispiel, wenn die geschichtenerzähler verschlafen / ruhn die geschichten nicht aus. und, unlängst, als ich in der anderen stadt war, traf ich dort einen freund und früheren stipendiaten, und auch in unserer unterhaltung kam die bäckerei wie von selber auf, dass alle über den bäcker sprächen, nämlich, und wir ihn beide nicht so schlimm fänden, nicht wahr, ein bisschen klappern des nachts, ein wenig buttergeruch am morgen, fanden wir nicht schlimm, nein, wirklich nicht, und, fanden kann auch ich schon sagen, weil ich so lange auch nicht mehr hier bin, leider, die zeit verstreicht, verrinnt, vergeht wie im fluge, schreibe ich nicht, weil ich zwar gerne mit phrasen arbeite, aber nicht mit schlechten bildern, und, bevor ich mich hier über das wesen der zeit auszubreiten beginnen kann, fällt mir ein, dass ich ganz vergessen habe, meine vorgängerin ulrike sch. über die bäckerei auszufragen, vor kurzem hätte ich dazu glegenheit gehabt, wenn auch nur kurz, weil zwischen tür und angel, im vorbeigehen, sozusagen, es bleibt mir also nichts übrig, als selber von der bäckerei zu erzählen: das brot ist gut. die zuckerbäckereien, torten, kuchen, kekse, habe ich nicht probiert. die brezeln gibt es zu dreien billiger. und die schneebergle, die sind mir noch immer nicht ganz geheuer.

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Magdalena Schrefel
Magdalena Schrefel
Magdalena Schrefel, 1984 geboren in Korneuburg/Wien, hat 2015 das Studium Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig mit einem Theatertext abgeschlossen. Zuvor hat sie zunächst ein Jahr im Europäischen Freiwilligendienst in Vukovar, Kroatien, absolviert. Es folgte ein Studium Europäische Ethnologie an der Universität in Wien. (Foto: Sarah Horvath) Die Autorin war von Februar bis Ende April 2016 zu Gast im Stuttgarter Schriftstellerhaus.