Katharina J. Ferner – 1. Quartal 2019
Das erste Stuttgarter Lyrikstipendium aus Mitteln der verstorbenen Dr. Ruth Theil konnten wir an Katharina J. Ferner vergeben. Vom 1. Januar bis zum 31. März 2019 arbeitete sie im Stuttgarter Schriftstellerhaus.
Biografische Angaben
Katharina J. Ferner wurde 1991 in Salzburg geboren. Sie lebt und schreibt in Wien und Salzburg. BA in Slawistik (Russisch).
Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift &Radieschen, sowie der österreichischen Dialektzeitschrift „Morgenschtean“. Mitbetreuung des ADIDO (Anno-Dialekt-Donnerstag) in Wien. 2015 Erscheinen des Debütromans „Wie Anatolij Petrowitsch Moskau den Rücken kehrte und beinahe eine Revolution auslöste“ im Verlag Wortreich. Von Juli bis September 2017 verbrachte sie ihre Zeit als Stadtschreiberin in Hausach (Schwarzwald)
Ihr Vorhaben während ihres Aufenthaltes in Stuttgart beschreibt Katharina Ferner wie folgt:
„Seit 2016 arbeite ich an einem Lyrikzyklus mit dem Tiel ‚almpoetik‘. Die Gedichtsammlung hat mittlerweile mehrere Themenschwerpunkte: die Alm, die Jagd, Dialektgedichte und einen Schwarzwaldabschnitt. Die Dialektgedichte sind immer in zwei bis drei Versionen vorhanden. Im österrreichischen Dialekt und in einer Übersetzung entweder ins österreichische Deutsch oder in die Varietät, die mich gerade umgibt. Eines der Gedichte wurde für eine Lesung z.B. ins Alemannische übersetzt. Im Zuge des Stipendiums würde ich mich gerne in den Prozess der Übersetzung vertiefen und den Wortschatz in den Sprachvarietäten erweitern. Die Natur oder auch die Stadt bieten im Endeffekt nur eine Projektionsfläche. Der Inhalt / die Handlung setzen oft schräge Bezüge. Das lyrische Ich verortet sich in einer neuen Umgebung und versucht sich einerseits anzupassen, stellt andererseits die eigentlich idyllische Umgebung auf den Kopf. Das Element der Neuverordnung, der Anpassungsfähigkeit, des Tarnens und Täuschens, lässt sich auch auf die Stadt übertragen. In der Stadt arbeite ich vorwiegend mit Begegnungen auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln.“
Mit einem Gedicht von Katharina Ferner konnten wir auch erstmalig ein Fassadenplakat am Gebäude realisieren.
Kathrin Schmidt – 2. Quartal 2019
Kathrin Schmidt folgte Katharina Ferner nach und verbrachte die Monate April bis Ende Juni im Stuttgarter Schriftstellerhaus.
Romane sind das eine“, schrieb Kathrin Schmidt in ihrer Bewerbung für ein Lyrikstipendium. „Mit ihnen kann man schneller (und meist auch nur kurzlebige) Aufmerksamkeit erhaschen. Ferner gelingt Geld verdienen damit zumindest ein klein wenig leichter. Aber Lyrik betrachte ich nach wie vor als die mir entsprechendere Weise künstlerischen Ausdrucks.“
Dies zu unterstützen ist dem Schriftstellerhaus eine Ehre. Für das zweite Lyrikstipendium in diesem Jahr 2019 (finanziert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und aus dem Nachlass von Dr. Ruth Theil in Erinnerung an den Lyriker Johannes Poethen) wohnte Kathrin Schmidt von April-Juni 2019 in Stuttgart.
Biografische Angaben
Geboren 1958 in Gotha, Mutter von fünf Kindern, hat Kathrin Schmidt nach einem Studium der Sozialpsychologie in Jena einige Jahre in verschiedenen Polikliniken als Kinderpsychologin gearbeitet. Seit 1994 ist sie freiberufliche Autorin.
Ihre lange Liste der Veröffentlichungen weist neben den Gedichtbänden auch einige bedeutende Prosawerke auf. Für „Du stirbst nicht“ erhielt sie 2009 den Deutschen Buchpreis.
Liste der Veröffentlichungen
Poesiealbum 179, Berlin 1982
Ein Engel fliegt durch die Tapetenfabrik, Gedichte, Berlin 1987
FLUSSBILD MIT ENGEL, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1995
Die Gunnar-Lennefsen-Expedition, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 1998
GO-IN DER BELLADONNEN, Gedichte, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2000
Koenigs Kinder, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2002
Seebachs schwarze Katzen, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2005
Du stirbst nicht, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2009
Blinde Bienen, Gedichte, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2010
Finito. Schwamm drüber., Kurzprosa, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2011
Du sagen. Dir schreiben., Essay, Leipziger Bibliophilenabend, 2011
Tiefer Schafsee, Kurzprosa, Leipziger Bibliophilenabend, 2016
Kapok Schwestern, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2016
waschplatz der kühlen dinge, Gedichte, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2018
Kathrin Schmidt: „Ich würde gern in Stuttgart den Band beenden, der nach meinem letzten, waschplatz der kühlen dinge vom März 2018, im Entstehen ist. Zur Zeit befinde ich mich in einem Zustand, den ich nicht anders als lyrischen flow bezeichnen kann, denn Gedichte sind allezeit am Werden.“
Svenja Gräfen – 4. Quartal 2019
Von Oktober-Dezember 2019 war die Autorin Svenja Gräfen mit einem Prosa-Stipendium, finanziert von der Landeshauptstadt Stuttgart, zu Gast im Schriftstellerhaus.
Die Autorin mit Stuttgarter Vergangenheit freute sich an ihren Wirkungskreis zurückzukehren.
Biografische Angaben
Svenja Gräfen, geboren 1990, schreibt Prosa. 2018 wurde sie zum Klagenfurter Literaturkurs eingeladen und war Alfred-Döblin-Stipendiatin der Akademie der Künste Berlin. 2017 erschien ihr Debütroman „Das Rauschen in unseren Köpfen“ bei Ullstein fünf. 2019 folgte ebenda ihr zweiter Roman „Freiraum“. Weitere Veröffentlichungen u.a. in der Anthologie „Flexen: Flâneusen* Schreiben Städte“ (Verbrecher Verlag, 2019).
Darüber hinaus hält sie Vorträge zu den Themen (Netz-)Feminismus, Geschlechtergerechte Sprache & Feministisches Schreiben. Außerdem arbeitet sie als Social Media-Redakteurin und Korrektorin.
Zwischen 2010 und 2018 ist sie bei etwa 400 Poetry Slams, Lesebühnen und Literaturveranstaltungen in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA aufgetreten, u.a. in der Berliner Volksbühne, der Elbphilharmonie Hamburg sowie für ZDF Kultur. 2011 erreichte sie den vierten Platz im Finale der Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam. Workshops für Kreatives Schreiben und Performance leitete sie u.a. in Zusammenarbeit mit der LKJ Baden-Württemberg e.V. sowie dem DAAD in St. Petersburg, Russland. Sie studierte Kultur- und Medienbildung mit den Schwerpunkten Theater, Literatur, Film und Digitale Medien. 2014 war sie Produzentin, Autorin und Regisseurin des Kurzfilms „Donnerstag“, der u.a. im Rahmen des Festival des deutschen Films 2015 präsentiert wurde.
Svenja Gräfen lebt in Leipzig.