Krrrrrscht, Rattata, Peng, Plommp. Der Bäckerwecker. Es ist drei Uhr in der Nacht und ich habe die Angewohnheit im Sommer mit offenem Fenster zu schlafen. Was zur Hölle. Nein, ach, eh beruhig dich mal, nutzen wir die Zeit halt. Emails auf, oh Druckfahnen zum neuen Buch, was wie wo, warum, das ist doch.. mensch, och, naja.. okay, schon hellwach und drei Tabs auf, ein Korrekturen-doc, eins Anmerkungen, eins Ambient Work Tune, um im Kopfhörer den Krach der Bäckermaschinen zu übertrumpfen, die diese Nacht noch lauter sind als der 90er Mix des Radios unten in der Brotstube. Aber lecker riecht das schon, wie gehe ich denn mit dem dauernden Hunger um, den der Geruch permanent triggert? Schreiben, schreiben, Dokument 4 klappt auf, dieser Essay, Dokument 5, diese Reflexion. Wann wird Ruhe in meinem Kopf sein? Sie werden es eh nie zulassen. Zuhause in Leipzig habe ich statt dem Bäcker seit 2003 eine Baustelle vor der Wohnung. Mal die Tramgleise, mal das Haus, das zum dritten Mal (Alter, gehts noch) neu hochgezogen wird (kein Witz), mal Leitungen unter brüchigem Asphalt (Ich liebe den Geruch von Presslufthämmern am Morgen! Naja und erst die Kreissägen, die immer pünktlich um 7 angeworfen werden müssen, um dann den ganzen Vormittag zu schweigen), mal Tram, mal Haus und alles von vorn. Als ich vor einiger Zeit in meiner Lieblingsstadt (Welche Stelle in der Liste, unsicher) Paris war, hatte ich in meinem Versteck so dichte Fenster, dass ich nichts von draußen hörte (der Bäcker hier kommt auch durch die geschlossenen Scheiben hochauflösend durch). Da war wirklich nichts, tagelang kam ich nicht klar (Stille!), fiel in so tiefen Schlaf, dass die Träume Realität wurden. Gehetzt wachte ich auf, rannte die Stadt rauf und runter, geschrieben habe ich in Paris wenig, also scheint der Bäcker direkt im Hof des Schriftstellerhauses gut für den Workflow zu sein. Auch eine Erkenntnis.
Krrrrrscht, Rattata, Peng, Plommp. Bis morgen, mon amour.