Jetzt passiert es zum dritten Mal. Ich stehe vor einer Imbissbude und lese die geänderten Öffnungszeiten von einem weißen A4-Blatt ab. Nach wenigen Momenten tummeln sich Spazierende im Einskommafünfmeter-Abstand neben mir oder halten im Vorbeigehen abrupt an. Ich gehe einen Schritt zur Seite. Sie lesen und sind enttäuscht. Sie schauen mich an, aber ich kann Ihnen auch keine Antworten auf ihre Fragen geben.
Ich denke an die vielen provisorischen Zettel, handgeschrieben oder mit Computer, laminiert oder einfach mit Tesafilm in die Schaufenster geklebt. Die Formulierungen der immerselben Tatsache interessieren mich brennend, die Verwendung der Satzzeichen beschäftigt mich noch für Minuten.
Ich gehe bergauf, immer weiter die Straße entlang. Ich bleibe vor einem Hotel stehen, es irritiert mich. Ich gehe weiter, dann wieder zurück. Habe ich hier einmal gewohnt? Dann müsste es einen Hinterhof haben. Eine Erinnerung blitzt auf. Ich, wie ich durch die Hintertür komme, die beiden Veranstalter in meinem Alter, die mich mit einem Dreitürer zur Lesung abholen. Ich gehe durch die Garage, komme in den Hof. Ein runder Tisch, eine halbgerauchte Zigarette; die Hintertür ist dort, wo ich sie vermutet habe.
In der Nähe muss der Platz sein. In der Nacht nach der Lesung ging ich heim, klebrige Schultern von getrocknetem Sommerschweiß. Auf dem Platz zweihundert Menschen, still tanzend mit Kopfhörern. Ich schaute die Menge an. Ein Mann kam und fragte: „Kennst du das nicht?“
Ich setzte seine Kopfhörer auf. „I’m Blue (Da Ba Dee Da Ba Die)“, schallte es in meine Ohren und auf einmal waren die Menschen nichts Besonderes mehr, sondern ich eine von ihnen.