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(eins)

viktor und ich haben an ostern eier gesucht, ganz recht, erst haben wir welche versteckt, und dann gesucht, und dann gefunden, außerdem, auch noch: gästebücher. im schrank in viktors arbeitszimmer, nämlich. während wir also schokoladenostereier essen, blättere ich in diesen alten büchern, finde spuren darin, hinterlasse welche (tapsfinger, damit sie später einmal jemand findet), oskar pastior, zum beispiel, übernachtete hier, sage ich, einmal bloß, aber zwei nächte, immerhin, viel öfter zum beispiel ein tibor. manchmal reiht sich sein name drei, vier mal hintereinander, tibor war da, tibor war da, tibor war da, sage ich zu viktor und muss an kyselak denken. der war seineszeichens k.u.k. hofbeamter für– ist mir entfallen, egal, in jedem fall ist er berühmt, war gewissermaßen der erste tagger, jemals, überhaupt. weil kyselak nämlich, ganz egal wo er auch hinkam, wie ein besessener seinen namen schrieb, schreibwütig, aber nie mehr als diese sieben buchstaben, k y s e l a k. was, wiederum, wie eine vorwegnahme des gegenwärtig grassierenden fotonarzissmus gelesen werden könnte, hauptsache, man sieht mich, alles andere ist hintergrund, folie, kulisse, davor: ich. wer auch immer ich sein mag. ein grund vielleicht auch, warum ich bisher nichts in diesem blog geschrieben habe, weil mir nicht klar ist, als wer ich hier schreibe, oder, aber, in welcher funktion, es scheint mir nämlich ein schreiben zu sein, das die stipendiatin nicht in der rolle der autorin, sondern als privatperson zeigen soll. was in sich schon ein widerspruch ist, meine ich. wer auch immer hier jetzt ich gesagt hat. deswegen also: materialgebundenes schreiben. gästebuch und so. wir werden sehen, was da kommt.

Magdalena Schrefel
Magdalena Schrefel
Magdalena Schrefel, 1984 geboren in Korneuburg/Wien, hat 2015 das Studium Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig mit einem Theatertext abgeschlossen. Zuvor hat sie zunächst ein Jahr im Europäischen Freiwilligendienst in Vukovar, Kroatien, absolviert. Es folgte ein Studium Europäische Ethnologie an der Universität in Wien. (Foto: Sarah Horvath) Die Autorin war von Februar bis Ende April 2016 zu Gast im Stuttgarter Schriftstellerhaus.