In ihrem Roman „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ setzt sich Lena Schätte mit familiärem Schweigen, Sucht und dem Umgang mit inneren Konflikten auseinander. Im Interview spricht sie über die Rolle von Sprache und Humor in belasteten Beziehungen und darüber, wie Schreiben ihr half, Erfahrungen zu verarbeiten. Das Interview basiert auf einem Gedächtnisprotokoll.
1. In deinem Roman „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ spielt das Schweigen innerhalb der Familie eine zentrale Rolle. Wie näherst du dich dem Thema „Schweigen“?
Ich habe als Suchtkrankenschwester gearbeitet und mit betroffenen gesprochen. Im Zusammenleben mit Betroffenen gibt es eben schönes und schreckliches. Für manches schlechte gibt es eine eigene Art zu sprechen. Menschen sprechen humorvoll über tragische und schreckliche Dinge. Es ist leichter humorvoll über beispielsweise den Treppensturz eines alkoholabhängigen Familienmitglieds zu sprechen als es mit Ernst zu tun. Lieber einen Witz darüber machen. Mit Humor können wir Dinge sagen, über die wir sonst nicht reden können.
2. Der Titel deines Romans lässt viel Raum für Interpretation. Was bedeutet das „Schwarz“ für dich?
Es gibt für mich drei Deutungen: Erstens, die offensichtliche: Der Vater arbeitet in einer Fabrik. Seine Hände werden nur sauber, wenn er frei hat. Zweitens, die Arbeiterschaft. Drittens, Trauer, Abschied nehmen – und ergänzend steht Schwarz für das kleine schmutzige Geheimnis, das die Familie zu verbergen versucht.
3. Welche Rolle spielt das Schreiben für dich im Umgang mit (inneren) Konflikten?
Schreiben ist für mich eine Art das Leben auszuhalten, neu zu sortieren, neu anzugucken, es durch einen Filter laufen zu lassen. Schreiben ist etwas therapeutisches. Es hat wesentlich dazu beigetragen wer ich jetzt bin. Schreiben half mir schon immer Krisenzeiten durchzustehen. Ich habe immer regelmäßig Tagebuch und Protokolle geschrieben, um meine Gedanken in Kontext setzen. Dabei müssen keine großen literarischen Werke entstehen.