
Am Montag, den 16. Juni, lud das Stuttgarter Schriftstellerhaus zur Hauslesung unserer aktuellen Stipendiatin Miriam Bornewasser ein – und mit ihr zu einem literarischen Abend an zwei ganz unterschiedlichen, doch symbolisch eng verbundenen Orten: dem traditionsreichen Schriftstellerhaus in der Kanalstraße und dem urbanen Garten des Züblin-Parkhauses, einem Ort, an dem Natur und Stadt auf eindrucksvolle Weise ineinandergreifen.
Bornewassers Lyrik bewegt sich genau in diesem Zwischenraum: zwischen Beton und Blüte, zwischen Alltagsbeobachtung und poetischer Reflexion. Ihre Gedichte lenken den Blick auf das, was sonst leicht übersehen wird – das Flüchtige, das Unscheinbare, das scheinbar Banale. In ihren Texten wird das Gras zur Geste, die Eidechse zum Zeichen, der Baukran zur Figur.
Während ihres Stipendiums hat die Autorin Stuttgarts grüne Räume durchstreift: Gärten, Parks, Brachen, versteckte Inseln des Urbanen. Beim Gehen, Flanieren und Verweilen fließen ihre Gedanken – und mit ihnen die Worte. In der Lesung offenbarte sich, wie ihre Gedichte das Gesehene transformieren: metaphorisch, personifiziert, hinterfragend.
Die Besucherinnen und Besucher erlebten einen doppelten Perspektivwechsel – architektonisch wie sprachlich. Zwischen historischen Mauern und urbanem Freiraum offenbarte sich die poetische Haltung Bornewassers: genau hinsehen, das Selbstverständliche befragen, aus dem Alltäglichen Bedeutung schöpfen.