Lyriker und Erzähler, Maler und Fotograf, Regisseur und Moderator – die künstlerischen Tätigkeiten Günter Gubens ließen sich noch um weitere Bereiche vermehren. So war er von 1966 bis 1969 Redakteur der von Horst Bingel herausgegebenen legendären „Streit-Zeit-Schrift“, war sechs Jahre lang bis 2010 Vorsitzender des Vereins Stuttgarter Schriftstellerhaus und hat ganz nebenbei zwei kleine Literaturverlage betrieben. Auf vielen Feldern ist Guben tätig gewesen und trat dabei von Anfang an als der lustvolle homo ludens auf, der er von Natur aus ist. Jetzt wird der vielseitige Künstler 80 Jahre alt, lebensfroh und humorvoll wie nur je.
Wenn Günter Guben öffentlich in Erscheinung tritt, etwa bei Lesungen, Vernissagen oder Gesprächsrunden, ist er nicht ohne einen breitrandigen schwarzen Hut zu denken, gewissermaßen sein Erkennungszeichen. Man hat ihn als „Urgestein der Stuttgarter Literaturszene“ bezeichnet und seine ebenso souveräne wie heitere Weise gerühmt, wenn er Veranstaltungen unterhaltsam moderiert und sich dabei nicht auf Kosten seiner Gäste in Szene setzt. Guben ist ein nimmermüder Erzähler von Geschichten und Geschichtchen aus dem Kulturbetrieb, hat im Laufe der Jahrzehnte viele der Größen kennengelernt und mit ihnen zusammen agiert, so etwa mit Thomas Bayrle, Jochen Gerz oder Dieter Roth. Er ist mithin ein Zeitzeuge eigener Art, weil er – wie nur wenige andere – in allen Kunstsparten ungewöhnlich gut bewandert ist.
Hauptberuflich war Guben von 1970 bis 2003 als Regisseur im Kulturbereich beim Hörfunk des Südwestfunks in Stuttgart tätig. Er hat in dieser Zeit mit vielen bedeutenden Autoren und Schauspielern zusammengearbeitet und selbst zwölf Hörspiele, dazu Features und andere Radiotexte verfasst. Seine diversen Buchpublikationen setzten 1969 mit dem experimentellen Collagetext „Auf ein Blatt & Eine Spielanleitung“ ein, der im Frankfurter Euphorion-Verlag erschien. Sein jüngster Band „Verfügung der Dinge“ kam 2016 in der Edition Hammer + Veilchen (Hamburg/Niederstetten) heraus und versammelt 75 Gedichte aus dem Zeitraum 1970 bis 2015. Es handelt sich dabei um die Summe seiner poetischen Produktion, bei der es ihm nicht zuletzt auch um eine heitere Note geht, um abgründige Hintersinnigkeiten und überraschende Wendungen, eben um das lustvolle Spiel mit den ungewöhnlicheren Möglichkeiten der Sprache.
Sein bildkünstlerisches Schaffen hat Günter Guben seit 1974 in mehreren Ausstellungen gezeigt, im letzten Jahr im Stuttgarter Schriftstellerhaus, in diesem im Ulmer Studio des SWR. Ein noch weitgehend ungehobener Schatz sind seine in die Hunderte gehenden Porträtfotos von herausragenden Repräsentanten des Kulturlebens hierzulande, allein der dokumentarische Wert dieser über viele Jahrzehnte hinweg entstandenen Aufnahmen ist beträchtlich, ihre künstlerische Bedeutung noch nicht einmal in Ansätzen sichtbar geworden – hier sind noch wirkliche Entdeckungen zu machen.
Günter Guben, der eigentlich Hoffmann heißt und als Künstlernamen den seiner Geburtsstadt an der Neiße wählte, wurde dortselbst am 5. Juli 1938 geboren. Kriegsbedingt wuchs er in Hamburg auf, an das er gute Erinnerungen hat, überhaupt von einer glücklichen Kindheit spricht und von den Kanufahrten mit einem Reederssohn auf den zur Außenalster führenden Kanälen noch heute schwärmt. Auch von der Dörrobstanlage, die der Vater eines Jugendfreundes besaß, weiß er Ergötzliches und sogar bis heute Nachwirkendes zu berichten, nämlich dem gelegentlich aufkeimenden Wunsch nach Trockenobst.
Spätere Zeiten waren wohl nicht immer so idyllisch. Nach einer Ausbildung als Lithograph absolvierte Guben bis 1962 ein Studium der Fotografie, der Film- und Fernsehtechnik und der Kunstgeschichte, das er mit dem Staatsexamen abschloss. Danach veröffentlichte er Fotoreportagen in Zeitschriften und war sieben Jahre lang in der Werbung tätig, ehe er dann Rundfunkregisseur wurde und damit eine ihn befriedigende Dauerstellung hatte. Günter Guben lebt seit vielen Jahren in Esslingen, aber sein kultureller Lebensmittelpunkt dürfte nach wie vor die Landeshauptstadt Stuttgart sein.
Von Peter Engel