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Schluss mit der Schweigsamkeit!

Es ist gar nicht so schlecht, eine Weile nicht zu bloggen. Ich konnte mich besser auf Stuttgart einstellen ohne den Gedanken daran, etwas aufschreiben zu wollen … Jedenfalls fühle ich mich nun schon fast heimisch hier und weiß, wo ich am besten einkaufe und wo die besten Ideen kommen, wie der Schreibtisch stehen muss und dass ich tatsächlich bei offenem Fenster schlafen kann. Ich bin offenbar im Schlaf eine Ignorantin: Der Lärm der nächtlichen Bäckerei dringt nicht zu mir durch. Herrlich!
Was bleibt von den vergangenen drei bloglosen Wochen?
1. Es gibt einen merkwürdigen Frauenschlag in Stuttgart. Ich beobachte ihn immer wieder, und er belustigt mich, wenn er mich anfangs auch beinahe erschreckte. Jene Frauen hielt ich zunächst für älter als mich selbst, bis ich mich daran erinnerte, dass ich kürzlich meinen 61. Geburtstag feierte. Sie sehen gut aus, blendend frisiert, mit Goldschmuck an Hals wie Fingern und Schuhen am den Füßen, in denen ich keinen Schritt tun könnte. Treffen sie auf ihresgleichen, ergeben sich Gespräche, deren Zeugin ich zunächst unfreiwillig, später, ich gebe es zu, durchaus gewollt wurde. Machen sie nämlich den Mund auf, geht es um – Rabattaktionen, kleine Gutscheine aus der Zeitung oder darum, was wo wie teuer ist. Stuttgart, ich danke Dir dafür, das mitbekommen zu haben!
2. Ich sollte mein Smartphone nicht so oft in der Dachwohnung vergessen. Am Sonntag zum Beispiel saß ich vorm Königsbau bei einer Weißweinschorle, als eine Jazzband im davorstehenden Tempelchen aufspielte. Unter großem Beifall der Leute, die saßen oder stehengeblieben waren. Wie schön wäre ein Foto gewesen! Zum Trost bleibt zu sagen, dass man Musik ja ohnehin nicht fotografieren kann.
3. Die Matratze, von der ich letztens schrieb, war zwei Tage später weg. Eins zu Null für Stuttgart gegen Berlin.

So long!

Kathrin Schmidt
Kathrin Schmidt
Kathrin Schmidt schreibt Lyrik und Prosa. Für ihre Werke erhielt sie zahlreiche Literaturpreise, darunter den Deutschen Buchpreis 2009 für den autobiographisch gefärbten Roman »Du stirbst nicht«. (Foto: Wolfgang Gebhardt)