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Wo sind die Dichterinnen?

Die letzten Stipendienwochen sind nicht nur von einer Zeitschwundkrankheit befallen. Nein, dazu kommt auch noch, dass alle plötzlich ihre Stuttgart-Tippliste verdreifachen. Wenn ich alles machen möchte, was mir vorgeschlagen wurde, bräuchte ich bitte noch drei Monate Stipendium, von denen ich ein Monat schreibe und zwei 24/7 unterwegs bin. Kurz. Ich hab schon Abreisepanik. Ich läster daheim nicht mal mehr über den Feinstaub. Wäscht eh der Regen weg, denke ich. Die Stadt sehe ich tagsüber kaum noch, laufe immer nur nachts durch die Gegend und tagsüber haue ich in die Laptoptasten, als kuckten mir alle Dichter in der Wohnung gesammelt über die Schulter. Wenn ich an dieser Stelle mal einen Stipendiatenwohnungsumgestaltungsvorschlag machen dürfte. Ich stelle mir schon seit Beginn die Frage: Wo sind die Dichterinnen? Ich kann als lokale Poetinnen nur jene aufzählen, die ich mir im literarischen Stadtführer begegnet sind. Bitte, erleuchtet mich.

Katharina J. Ferner
Katharina J. Ferner
Katharina J. Ferner wurde 1991 in Salzburg geboren. Sie lebt und schreibt in Wien und Salzburg. BA in Slawistik (Russisch). Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift &Radieschen, sowie der österreichischen Dialektzeitschrift „Morgenschtean“. Mitbetreuung des ADIDO (Anno-Dialekt-Donnerstag) in Wien. 2015 Erscheinen des Debütromans „Wie Anatolij Petrowitsch Moskau den Rücken kehrte und beinahe eine Revolution auslöste“ im Verlag Wortreich. (Autorenfoto: Mark Prohaska)