In „Am schwarzen Berg“, dem wunderbaren Stuttgarter Roman von Anna Katharina Hahn, der von Mörikes Geist getragen wird, gibt es eine alte romantische Weinstube: „Zur Schlange“:
„Der Besitzer der Weinstube ‚Zur Schlange‘ behauptete, von jenem Jerg Aberlin abzustammen, der zu Zeiten des Grafen Eberhard im Bart als armer Seiler hinter der Leonhardskirche lebte. Der Sage nach hatte der verwitwete Mann seinen kleinen Sohn morgens mit einer Schale Milch auf der Ofenbank zurückgelassen. Eines Tages sah er, daß der Knabe eine weiße Schlange mit Goldkrone auf dem Schoß hielt, die gierig aus seiner Schüssel mitaß. Aberlin erschlug das Tier, kaufte von dem Geld, das er für die Krone erhielt, Land und Weinberge und baute das Haus ‚Zur Schlange‘, wo er eine Wirtschaft eröffnete.“
Diese schwäbische Weinstube, die dazu noch am Olgaeck stehen soll, wird so beschrieben, dass man sofort dorthin will. Dort gibt es einen geheimen Gewölbekeller, wo, nach dem Vermächtnis der Gründer, nicht alle verweilen dürfen, sondern nur jene, die sich nach etwas sehnen, „das sie nicht greifen können“:
„Es gehört zum Brauch und recht der Wirtschaft ‚Zur Schlange‘, daß nur solche leut im zwoten keller, hocken sollen, wo sie unter ihresgleichen sind und ein wenig Ruh finden können.“
Und obwohl ich schon damals, als das Buch erschien, die Autorin in vorsichtiger Hoffnung fragte, ob es diesen Weinkeller tatsächlich gebe, und erwartungsgemäß zur Antwort bekommen habe, dass leider nicht, dass die Autorin selbst gerne in so einer Weinstube Stammgast wäre, schaue ich mich doch in der Gegend um. Man kann nie wissen. Eigentlich wäre es schön und richtig, einen Keller „Zur Schlange“ zu eröffnen und damit das großartige Stuttgarter Buch „Am schwarzen Berg“ zu würdigen. Insbesondere nach dem Lockdown, dem einige Lokale zum Opfer fielen, wie zum Beispiel die Rote Kapelle am Feuerseeplatz, wäre das zu begrüßen.
Und ja, dort sollte man auch literarische Lesungen organisieren. Beginnend natürlich mit „Am schwarzen Berg“ von Anna Katharina Hahn.
Dann kämen natürlich alle (ehemaligen und zukünftigen) Stipendiaten des Schriftstellerhauses.
Weitere Vorschläge?
Das Olgaeck-Bild hat mir Yevgeniy Breyger im Oktober geschickt.