Diesen Sammelband nehme ich immer wieder in die Hand, weil er so kluge Fragen stellt und weil er darauf auch noch ziemlich aufschlussreiche Antworten gibt. Und es hat mich sehr gefreut, als mir klar wurde, dass unsere Stipendiatin Janna Steenfatt einen Beitrag darin verfasst hat, in dem so schöne Sätze stehen wie „Eine Schriftstellerin ist eine Autorin, die es geschafft hat.“
Ich empfehle dieses Buch allen, die sich mit den Entstehungsbedingungen von Literatur beschäftigen wollen, mit der Frage danach, wie wir Arbeit definieren sollten – und wie das unser Verhältnis zum Schreiben formt. Und es fragt: Welche wirtschaftlichen Bedingungen braucht dieses Schreiben? Es ist also ein Buch für Schreibende, aber auch eines für Menschen, die Schreibende um sich haben, mit ihnen arbeiten oder sich politisch und auf Ebene der Kulturarbeit für ihre Belange einsetzen wollen. In den einzelnen Beiträgen erzählen Autor:innen auf unterschiedliche Weise von ihrer Erfahrungen mit Erwerbsarbeit und zeigen ihre Lebensrealität auf: Wie kommen sie zu Geld, welchen Jobs gehen sie nach, was ist eigentlich ein „Brotberuf“ und was bedeutet es, einen Preis oder ein Stipendium zu bekommen?
Ich finde, das Buch macht deutlich: Literatur entsteht nicht einfach so, sie ist nichts, was nebenbei passiert, sie ist Arbeit und es sind eben nicht vordergründig die Autor:innen, die die Bedingungen ihrer Entstehung gestalten, sondern es sind auch all die Menschen, die an Texten verdienen, mit ihnen arbeiten oder sie zuhause auf dem Sofa lesen. Meine Ausgabe hat inzwischen unzählige Markierungen, Ausrufezeichen und Herzchen am Rand – eine große Empfehlung!
Mit Texten von Philipp Böhm, Crauss, Dominik Dombrowski, Özlem Özgül Dündar, Dinçer Güçyeter, Johanna Hansen, Adrian Kasnitz, Ulrich Koch, Thorsten Krämer, Stan Lafleur, Isabelle Lehn, Swantje Lichtenstein, Daniela Seel, Sabine Schiffner, Sabine Scho, Janna Steenfatt, Michael Schweßinger, Karosh Taha und Juliane Ziese.
Brotjobs & Literatur, herausgegeben von Christoph Wenzel, Iuditha Balint, Julia Dathe und Kathrin Schadt
Verbrecher Verlag 2021
ISBN 9783957324986
19,00 €, Broschur, 240 Seiten
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