Das Vorhaben des Autoren_Netzwerk Hannover, einen „writers room“ einzurichten, in dem Aktivitäten von Autorinnen und Autoren umgesetzt werden können, war der Anlass, noch einmal in die Geschichte unseres Schriftstellerhauses zurück zu blicken.
Anfang der 80er Jahre traf sich der Lyriker und SDR-Redakteur Johannes Poethen in der benachbarten Weinstube „Kiste“ mit dem damaligen OB Manfred Rommel und dem ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth, um über die Nutzung des leerstehenden Hauses in der Kanalstraße 4 für AutorInnen aus Stuttgart und Baden-Württemberg zu verhandeln. Der Verein Stuttgarter Schriftstellerhaus wurde gegründet, das Haus mit seinen drei Stockwerken saniert, im Obergeschoss mit Hilfe des Verlags Klett-Cotta eine Stipendiatenwohnung eingerichtet. 1983 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Zu den ersten BewohnerInnen des Hauses gehörte übrigens Denis Scheck, dem als 17-jähriger Gymnasiast hier Quartier gewährt wurde und der sich, wie wir uns vorstellen können, an den Autoren- und Übersetzerforen lebhaft beteiligt hat. Seither haben genau 128 AutorInnen hier gelebt und gearbeitet.
Der geplante Besuch von Markus Witte, Moana Neumann und Selene Mariani aus Hannover, bei dem sie sich bei uns im Haus Impulse für ihr Vorhaben holen wollten, musste wie so vieles derzeit, ins Digitale verlagert werden. Immerhin konnten wir mittels Kamera visuelle Eindrücke geben und außerdem Ideen und Erfahrungen austauschen. Neben Lesungen und Werkstattgesprächen wird in Hannover vor allem an einzurichtende Arbeitsplätze gedacht, was – wenn wir irgendwann aus dem Corona-Modus herausfinden – besonders interessant ist, denn die Einsamkeit am Schreibtisch ist ja auch problematisch, so sehr sie im Moment „angesagt“ ist.
Das Stuttgarter Schriftstellerhaus drückt die Daumen für das Vorhaben und hofft auf eine Stadtverwaltung, die einem solchen Ort ebenso gewogen ist wie das Kulturamt der Stadt Stuttgart und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.