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Weihnachtsempfehlung von Susanne Martin: Steffen Schroeder, Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor

Foto: Susanne Martin
Foto: Susanne Martin

Eigentlich bin ich eine völlige Niete in Physik, aber wenn man in der Nähe des Max Planck Institutes in Stuttgart- Vaihingen wohnt, so dachte ich mir, wäre es vielleicht doch ganz schön, etwas mehr über diesen Physiker zu wissen. Und so kam mir der neue Roman unseres zukünftigen Stipendiaten Steffen Schroeder gerade recht, denn der Klappentext seines dieses Jahr im Rowohlt Verlag erschienenen Buches versprach mir einen biographischen Roman und kein Fachbuch für Physik.

In „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“ verbindet Steffen Schroeder die völlig unterschiedlichen Vater-Sohn-Verhältnisse der beiden Physikerfreunde Max Planck und Albert Einstein: In den letzten Kriegsmonaten sitzt Max Planck vor der Anforderung des Präsidenten der Reichskulturkammer, einen Beitrag in der geplanten Publikation „Bekenntnis zum Führer“ zu schreiben. Gleichzeitig bangt er um das Leben seines Sohnes Erwin, der zum Kreis der Widerstandskämpfer des 20. Juli gehörte und im Gefängnis Berlin-Tegel auf seinen Prozess wartet.

Im amerikanischen Exil lebt und forscht Albert Einstein. Eduard, sein Sohn aus erster Ehe, lebt ebenfalls in einer Art Gefängnis: Er ist an Schizophrenie erkrankt und seit Jahren in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik, im berühmten Burghölzli, in der Schweiz. Er hadert mit dem berühmten Vater, der seine Familie verließ, um mit einer anderen Frau und deren Töchtern zusammen zu leben. Die literarische Begabung seines Sohnes ist ihm ebenso fremd wie seine Hochsensibilität.

Steffen Schroeder ist väterlicherseits mit Max Planck verwandt und vielleicht ist das auch ein Grund, warum er sich besonders empathisch in die Lebens- und Gefühlswelt seiner Figuren hineinbegibt. Darüber hinaus ist dem Nachwort zu entnehmen, daß dem Roman akribische und sehr umfangreiche Recherchen zugrunde liegen. Entstanden ist ein lebendiges Bild der letzten Kriegsmonate und das eines komplexen Beziehungsgeflechts: Neben Einstein und Planck begegnen wir nicht nur Koryphäen wie Werner Heisenberg, Liese Meitner oder Ernst Schrödinger, sondern auch Ferdinand Sauerbruch, mit dem Plancks Schwiegertochter Nelly an der Charité zusammenarbeitet und dem Logiker Kurt Goedel, der mit Einstein fast täglich lange Spaziergänge macht. Neben der behutsamen Erzählung über das Geflecht ehemals bekannter Wissenschaftler berührt der Versuch, die Innenwelten des vermutlich an einer schizophrenen Psychose leidenden Einstein-Sohn Eduard zu ergründen, um das Leitmotiv des Romans Väter und Sohne zum Klingen zu bringen.  So unterschiedlich die Beziehungen zwischen den Vätern und ihren Söhnen auch sein mögen, dem Planck-Gespann ist eines gemein: Die große Liebe zur Musik. Aus den Erinnerungen an das gemeinsame Musizieren schöpfen vor allem Max und Erwin Kraft.

Für mich war dieser Roman ein eindrückliches Leseerlebnis, in dem sich nicht nur das Private mit dem Historischen, sondern auch äußere Fakten mit innerer Fiktion wunderbar miteinander verbinden.

Steffen Schroeder, „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“, Rowohlt Berlin, 320 Seiten, 22 Euro
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